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Der Optimismus in heimischen Familienbetrieben ist leicht getrübt: Nur 76 Prozent der heimischen Familienunternehmen erwarten im kommenden Jahr ein Wachstum des eigenen Unternehmens.

Österreichische Familienunternehmen blicken weniger optimistisch in die Zukunft als noch vor einem Jahr: 76 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass sie auch im kommenden Jahr wachsen werden. 2018 waren es noch 82 Prozent. Dennoch sind heimische Betriebe weit positiver eingestellt als der EU-Durchschnitt (57 Prozent), vor allem beim großen Nachbarn Deutschland (46 Prozent) schwindet die Zuversicht auf wachstumsstarke Jahre deutlich. Pessimistischer sind in Europa nur Unternehmen in Griechenland (45 Prozent) und Schweden (44 Prozent). Es gibt jedoch einen entscheidenden Faktor, der Familienunternehmen in ganz Europa gleichermaßen beeinflusst: die Digitalisierung. Gerade bei diesem Thema hinken heimische Betriebe noch weiter hinterher. Zu diesen Kernergebnissen kommt die „European Private Business Survey“ von PwC. „Heimische Familienunternehmen blicken verhalten optimistisch in die nahe Zukunft. Auch wenn die Einschätzung positiver ist als im EU-Durchschnitt, so ist konsequentes Handeln gefragter denn je, denn Unternehmen in ganz Europa müssen sich auf die neue Normalität einstellen: Zu ihr gehören Megatrends wie Urbanisierung, politische Instabilität im In- und Ausland, anhaltend signifikanter Fachkräftemangel und insbesondere die Digitalisierung auf allen Ebenen. Vor allem diese wird ganz besonders über die Zukunftsfähigkeit der Familienunternehmen entscheiden“, so die Einschätzung von Rudolf Krickl, Experte für Familienunternehmen und Partner bei PwC Österreich.

Heimische Unternehmen investieren zu wenig in die Digitalisierung

Analysiert die wirtschaftliche Situation in heimischen Familienunternehmen: Rudolf Krickl, Experte für Familienunternehmen und Partner bei PwC Österreich (Credit: PwC)
Analysiert die wirtschaftliche Situation in Familienunternehmen: Rudolf Krickl, Experte für Familienunternehmen und Partner bei PwC Österreich (Credit: PwC)

Das sehen österreichische Unternehmen durchaus auch so: Nur 4 Prozent glauben, dass die Digitalisierung keinen Einfluss auf die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens hat – dem stehen
49 Prozent gegenüber, die signifikante Auswirkungen auf ihr Geschäft erwarten. Im Vergleich zu den skandinavischen Ländern (72 Prozent), Portugal (80 Prozent) sowie Großbritannien und den Niederlanden (jeweils 85 Prozent) liegen die österreichischen Unternehmen mit dieser Einschätzung aber deutlich zurück. Die nicht ganz so ausgeprägte Relevanz, die heimische Familienunternehmen der Digitalisierung beimessen, zeigt sich auch an den geplanten Investitionen: Weniger als ein Viertel ist bereit, mehr als 5 Prozent ihres Investitionsbudgets dafür einzusetzen. Im europäischen Vergleich stehen dazu beispielsweise Dänemark und Norwegen, wo jeder zweite Unternehmer fünf Prozent und mehr investieren möchte.

Digitalisierung wird in Österreich zu technisch interpretiert
Nachholbedarf haben österreichische Familienunternehmen und Mittelständler auch bei der Herangehensweise: „Wie unsere Studie zeigt, haben Familienunternehmen in Österreich ein sehr technisches Verständnis der Digitalisierung und gehen diese vor allem durch die Aufrüstung ihrer IT an. Knapp drei Viertel (71 Prozent) haben dabei bereits entsprechende Aufrüstungsmaßnahmen eingeleitet, aber nur 39 Prozent verfolgen auch die Gestaltung einer konkreten Digitalstrategie“, so Experte Krickl. Das unterstreicht auch der Blick auf die am häufigsten eingesetzten Technologien: Die Chancen Künstlicher Intelligenz zum Beispiel werden in Österreich als sehr gering bewertet, nur 6 Prozent der Unternehmer halten diese Technologie für besonders relevant für ihr Unternehmen – im EU31 Vergleich sind es 23 Prozent. Etwas besser steht es immerhin um die Bedeutung von Robotics (37 Prozent) und das Internet of Things (IoT, 21 Prozent). „Diese Zahlen zeigen, dass die digitale Transformation in Österreich zu kurz gedacht wird. Der Großteil der heimischen Unternehmen beschäftig sich nach wie vor mit Fragen rund um die Automatisierung von Prozessen, während Länder wie Deutschland oder die Schweiz schon einen Schritt weiter sind. Hier fragt man sich nicht mehr, ob einzelne Prozesse automatisiert werden können, sondern welche Geschäftsmodelle überhaupt Bestand haben. Auch in Österreich müssen wir in diese nächste Phase übergehen, um im internationalen Vergleich nicht zurückzufallen“, so Krickl. Das größte Hindernis für die digitale Transformation sehen 39 Prozent der Befragten vor allem in der Gefahr durch Cyber-Angriffe. Das deckt sich zwar mit der DACH-Region (42 Prozent), steht aber im Gegensatz zu den EU31. Hier liegen Cyberrisiken mit 31 Prozent erst an fünfter Stelle und an der Spitze stehen die Kosten und der Arbeitsaufwand.

Neue Formen der Zusammenarbeit fördern Innovation und Fortschritt
Die zögerliche Herangehensweise an die digitale Transformation hindert Familienunternehmen sicherlich auch daran, offener mit der Digitalisierung umzugehen und auch auf neue Formen der Zusammenarbeit im Ökosystem zu setzen: Nur 20 Prozent der Firmen können sich beispielsweise eine Qualifizierung der Belegschaft durch Zusammenarbeit mit Startups vorstellen. „Die Öffnung für Kooperationspartner halte ich für eminent wichtig. Sie können aus der Startup-Szene, anderen Branchen, aber auch aus dem eigenen Markt kommen. Größere Unternehmen machen das zum Teil schon vor, indem sie nach der Devise ‚Gemeinsam ist man stärker‘ agieren, wenn es um Zukunftsthemen und Innovationen geht. Der Wandel vom Hidden Champion zu einer Kultur der Offenheit ist absolut notwendig, um weiter am Markt relevant zu bleiben. Hier ist ein Umdenken gefragt“, empfiehlt Rudolf Krickl.

Anhaltender Fachkräftemangel kostet heimischen Mittelstand 10,5 Milliarden Euro
In österreichischen Unternehmen werden vor allem Techniker (46 Prozent der Betriebe) und Auszubildende (51 Prozent) händeringend gesucht. Weil es an Fachkräften mangelt, müssen 69 Prozent (Vorjahr: 76 Prozent) der Mittelständler und Familienunternehmer nach wie vor hohe Umsatzeinbußen in Kauf nehmen und können Potenziale nicht ausschöpfen. Bedingt durch den Fachkräftemangel belaufen sich die wirtschaftlichen Verluste auf 10,5 Milliarden Euro pro Jahr. „Mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen leiden wirtschaftlich unter dem akuten Fachkräftemangel – eine Tendenz, die sich weiter verschärfen kann. Und das gilt keineswegs nur für Digitalexperten, wie der Mangel an Handwerkern, Technikern und vor allem auch Auszubildenden zeigt. Besonders angespannt ist die Situation in ländlichen Gebieten. Aufgrund der Urbanisierung ist hier keine Trendwende zu erwarten. Umso mehr gilt es für Familienunternehmen und Mittelständler, dass sie sich selbstbewusst als attraktive Arbeitgeber am Markt präsentieren. Auch ,Hidden Champions‘ sollten in die Offensive gehen. Gerade im Kampf um die besten Talente ist eine gewisse Bekanntheit von Vorteil“, so Krickl.

 

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