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2020 ist in jeder Hinsicht ein Ausnahmejahr. Dank massiver staatlicher Interventionen ist die Zahl der Unternehmenspleiten bislang rückläufig. Nun hat Österreichs führender Kreditversicherungsmakler A.C.I.C. anhand der Daten der Kreditversicherungsgesellschaften Durchschnittsprognosen für 2021 errechnet. Demnach werden im nächsten Jahr in Österreich die Insolvenzanträge um 15 Prozent steigen. Bei einigen für heimische Betriebe sehr wichtigen Export-Nationen sind die Befürchtungen noch pessimistischer: Italien plus 24 Prozent, Frankreich plus 28 Prozent, USA plus 46 Prozent.

 „Aufgrund staatlicher Interventionen, wie zum Beispiel der Stundung von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen oder Moratorien bei den Insolvenzantragspflichten, werden sich zahlreiche Insolvenzen auf 2021 verschieben“, erklärt Peter Androsch, Geschäftsführender Gesellschafter der Kreditversicherungsmaklergesellschaft A.C.I.C. Wie groß das Ausmaß für Österreich und seine wichtigsten Handelspartner ausfallen könnte, hat der Experte nun anhand der Daten der Kreditversichersicherungsgesellschaften errechnet und diese Durchschnittswerte für 2021 mit den Werten von 2019 verglichen. Das Jahr 2020 hat der Experte bewusst ausgeklammert, weil es ein trügerisches Bild ergibt: Im bisherigen Verlauf 2020 ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zu den ersten neun Monaten 2019 in Österreich noch um ein Drittel gesunken, wie die Auswertungen vom KSV 1870 zuletzt gezeigt hatten. Zugleich haben sich die Schulden der Unternehmen verdoppelt.

Weltweiter Anstieg der Pleiten um 31 Prozent erwartet

Peter Androsch, Geschäftsführender Gesellschafter A.C.I.C. (Credit: A.C.I.C./Nadja Nemetz)
Peter Androsch, Geschäftsführender Gesellschafter A.C.I.C. (Credit: A.C.I.C./Nadja Nemetz)

Laut den Berechnungen von Androsch anhand der Daten der vier großen Kreditversicherer wird die Zahl der Unternehmenspleiten im Jahr 2021 in Österreich im Vergleich zu 2019 um 15 Prozent steigen (s. Grafik). Bei Österreichs zweitwichtigster Export-Nation*, den USA, wird ein Plus von 46 Prozent erwartet, in Italien 24 Prozent und in Frankreich 28 Prozent. Unser wichtigster Exportpartner Deutschland dürfte mit einem Anstieg um neun Prozent etwas glimpflicher davonkommen. Global wird ein Anstieg um 31 Prozent erwartet. „Österreich hat eine stark exportorientierte Wirtschaft und wird daher von steigenden Insolvenzzahlen bei seinen wichtigsten Handelspartnern besonders betroffen sein“, mahnt Androsch.

Kaum noch Versicherungsdeckung für Tourismus, Luftfahrt- und Kfz-Branche

„Es gibt drei Branchen, in denen es bereits jetzt erhebliche Schwierigkeiten gibt neue Kreditversicherungsdeckungen zu bekommen: Im Tourismus, in der Luftfahrtindustrie und in der Automobilbranche“, erklärt Androsch. Spürbar betroffen sind in weiterer Folge auch die in Österreich traditionell stark etablierten Zulieferer der Auto- und Luftfahrtindustrie. Kreditversicherungen dienen generell der Absicherung von Lieferforderungen gegen Zahlungsausfälle. Seitens der österreichischen Kreditversicherer gibt es Deckungszusagen in Höhe von rund 56 Milliarden Euro, davon 39,2 Milliarden Euro für Exportgeschäfte und 16,8 Milliarden Euro für innerösterreichische Geschäfte.

„Wir stehen vor einer Pleitewelle und nicht in der Pleitewelle“, beruhigt Androsch. Unternehmen, die ihre Forderungen absichern wollen, sollten sich allerdings genau aus diesem Grund bereits jetzt an einen Spezialmakler wenden. „Wenn die Insolvenzwelle bereits rollt, werden zahlreiche Lieferanten keine Deckungszusagen mehr bekommen. Das ist wie bei einem Haus, das bereits in Brand geraten ist, und für das Sie noch schnell eine Feuerversicherung abschließen wollen“, so der Experte weiter.

Prominente Insolvenzfälle in der Textilbranche

In der Textilbranche hat sich die Lage bereits in diesem Jahr zugespitzt, wie Insolvenz-Anträge bzw. Anträge auf Schutzschirmverfahren von Tom Tailor Holding SE, Galeria Karstadt Kaufhof GmbH sowie der deutschen Tochtergesellschaften der Modekonzerne Esprit und Pimkie gezeigt haben. „Der Textilhandel leidet deshalb besonders stark, weil die Sommerkollektionen vor den Lockdowns bereits bezahlt oder auf Schulden gekauft wurden, dann aber nur zu einem geringen Teil verkauft werden konnten. Nun müssen die Textilhändler die Herbst- und Winterkollektion verkaufen. Selbst, wenn es zu keinem neuerlichen Lockdown kommen sollte, dürften die Umsätze spürbar unter dem Vorjahr liegen.

(Beitragsbild – Credit: <a href=’https://www.freepik.com/photos/people‘>People photo created by wayhomestudio – www.freepik.com</a>)

 

 

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