Seit 30 Jahren ist Österreich Mitglied der Europäischen Weltraumagentur ESA: Hochinnovative Technologien wie Solarzellen, Navigationssysteme und Wettervorhersagen werden seitdem federführend von steirischen Unternehmen des Weltraumsektors vorangetrieben. Die Technische Universität Graz und Unternehmen wie Fuchshofer aus Eibiswald, M&H aus Ilz sowie das ESA-Gründerzentrum wollen auch in Zukunft nach den Sternen greifen. Im Rahmen eines hochkarätig besetzten Jubiläumsaktes in der Grazer Helmut-List-Halle wurde die Erfolgsstory gefeiert aber auch schon in die Zukunft geblickt.
„Österreich ist eine Weltraumnation, und Graz ist unsere Weltraum-Hauptstadt“, bringt es der Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie, Jörg Leichtfried, bei der unlängst über die Bühne gegangenen Jubiläumsveranstaltung in der steirischen Landeshauptstadt gleich zu Beginn auf den Punkt. Und wirklich: Österreich hat sich in den vergangenen 30 Jahren zu einer der führenden Nationen im Bereich der Weltraumtechnologien entwickelt, wie auch ESA-Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner betont: „Die hier ansässigen Betriebe und Forschungseinrichtungen beweisen immer wieder ihre herausragende Expertise in den Weltraumwissenschaften.“ Allen voran dank steirischen Technologien: So gibt es etwa schon drei grün-weiße Satelliten aus den Labors der Technischen Universität Graz. „TUGSAT-1“, der erste Austro-Satellit überhaupt, ist bereits seit über vier Jahren erfolgreich im All unterwegs und misst Helligkeitsschwankungen von Sternen. Der ebenfalls an der Technischen Universität Graz im Auftrag der ESA entwickelte „OPS-SAT“ wird im kommenden Jahr abheben und soll Störquellen für den Weltraumfunk finden. Und auch für die Zukunft ist schon vorgebaut: Der nach dem Klimawandel forschende Nanosatellit „Pretty“ soll 2020 ins All starten.
Gründerzentrum bringt Arbeitsplätze
Auf den Boden werden die Erkenntnisse aus dem Weltall ebenfalls in der Steiermark, nämlich im Grazer ESA-Gründerzentrum gebracht: „Die Ergebnisse der Weltraum-Forschung unserer Universitäten sollen hier in Form von neuen Technologien in Jungunternehmen münden“, erklärt ESA-Gründerzentrum-Chef Martin Mössler, der mit seinem Team Unternehmen von der hochtechnologischen Idee zur Marktreife begleitet.
Kleinbetriebe heben ab
Schon längst am Weltraum-Markt erprobt sind hingegen innovative Kleinbetriebe aus der Steiermark – wie etwa der Präzisionstechniker Fuchshofer aus Eibiswald, der seit Jahren international tätigen Weltraum-Unternehmen zuliefert: „Mit unseren hochkomplexen Maschinen und unserer 3D-Druck-Technologie können wir extrem dünne und leichte Bauteile fertigen. Das ist gerade in der Raumfahrt-Technik entscheidend“, bestätigt Hannes Fuchshofer, Firmenchef des 90-köpfigen Unternehmens. Selbiges gilt auch für M&H aus Ilz: Mit innovativen Verfahren rund ums Drehen und Schweißen ist der Betrieb in der Weltraumbranche tätig.
Jubiläumsfeier und Fachkonferenz
Die kürzlich über die Bühne gegangene Feier „30 Jahre ESA-Österreich- Eine Erfolgsgeschichte“ bot interessante Rückblicke in die Vergangenheit. Mittels Videobotschaft gratulierte Ex-Bundespräsident Heinz Fischer, der als Wissenschaftsminister 1987 das Abkommen mit der ESA unterzeichnete. Vorträge, Impulsreferate und Diskussionen öffneten aber vor allem den Blick in Richtung Zukunft: ESA-Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner erläuterte etwa kommende Projekte der europäischen Weltraumagentur, darunter sogar eine Mission zum Merkur, und bekräftige die Relevanz der Zusammenarbeit unter den Mitgliedsstaaten. In Round-Table-Gespächen kamen hochkarätige Vertreter aus Forschung und Industrie zu Wort.
Ingolf Schädler vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie befragte Josef Aschbacher, ESA-Direktor für Erdbeobachtung, Kurt Weinberger von der österreichischen Hagelversicherung, Andreas Papp, vom SOS Kinderdorf, Thomas Hoffmann von der Austro Control, sowie Michael Staudinger, ZAMG, zu ihren Erfahrungen mit der Nutzung von ESA-Satelliten.Unter dem Motto „Space4Industry“ bat FFG-Bereichsleiter Andreas Geisler den OHB System AG-Geschäftsführer Marco R. Fuchs, Max Kowatsch von RUAG Space, Christian Hoffmann, Gründer von Geoville, Heinz Mayer von Joanneum Research und Wolfgang Baumjohann, Leiter des Instituts für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften um Wortspenden.
„Austronaut“ als Ziel
Auch der bislang einige Österreicher im All, Franz Viehböck, war als Ehrengast anwesend. In den nächsten 30 Jahren soll sich aber schon der nächste „Austronaut“ auf den Weg ins All machen. „Das würde den Forschungsleistungen ein Gesicht und der heimischen Weltraumindustrie einen weiteren Schub nach vorne geben“, ist sich Bundesminister Leichtfried sicher. Bereits jetzt generiert der österreichische Weltraumsektor einen Jahresumsatz von 125 Millionen Euro.