Im steirischen Gründerzentrum der Weltraumagentur ESA entwickeln Jungunternehmer auf Basis von Weltraumtechnologien innovative Alltagsprodukte – wie etwa kühlende Kopfbänder für mehr Konzentration und Softwarelösungen zur Vorhersage von Flugverspätungen. Doch damit nicht genug: Nun soll die Steiermark sogar zum ESA-Gründerzentrum für ganz Südosteuropa werden.

In der Grazer Stremayrgasse arbeiten Markus Stadlmair, Julian Jank und Johannes Schuster an einer Software, die Airlines und Flughäfen punktgenaue Vorhersagen zu Landungen, Verschiebungen & Co. liefern soll. Die Idee: mathematische Muster aus Flügen ableiten – und dadurch Einsparungsmöglichkeiten aufzeigen. Die Voraussetzung für die Innovation von „Aeroficial Intelligence“, so der Name des Jungunternehmens, kommt aus der Raumfahrt: Erst die Auswertung von globalen Satellitennavigationssystemen ermöglicht die komplexen Vorhersagen. Dafür wird das junge Unternehmen von der Europäischen Weltraumorganisation ESA unterstützt – und zwar mit einem eigenen Programm, das im steirischen Gründerzentrum Science Park Graz angesiedelt ist.

Zehn Jungunternehmen pro Jahr
Während im Science Park Graz hochtechnologische Betriebe unterschiedlichster Disziplinen entstehen, werden im ESA-Programm ausschließlich Unternehmen entwickelt, die Weltraumtechnologien für unseren Alltag nutzbar machen. Wie das geht, zeigen nicht nur „Aeroficial Intelligence“, sondern auch andere Beispiele: „So basieren Navigationssysteme, Wettervorhersagen und das Internet grundlegend auf Weltraumtechnologien“, betont Martin Mössler, der den „Science Park Graz“ und das ESA-Gründerzentrum als Geschäftsführer verantwortet. Die enge Verschmelzung der beiden Einrichtungen hilft den Gründern: Sie profitieren von Services zur Unternehmensentwicklung und können auf die Ressourcen der ESA zurückgreifen – von Algorithmen über das Logo bis hin zum Netzwerk der Weltraumorganisation. Neben „Aerofical Intelligence“ werden aktuell neun weitere Unternehmen im Rahmen des ESA-Programms unterstützt – wie etwa „Aurox“: „Mit Hilfe unseres entwickelten Kopfbands können können der Stirn- und Schläfenbereich gekühlt werden, was die Konzentrationsfähigkeit steigern soll“, erklärt Aurox-Gründer Christoph Schöggler. Basis für die Technologie sind sogenannte Peltier-Elemente – die, richtig geraten, ihren Ursprung im Weltraum haben.

“Start-up-Tor in Europas Osten”
Das Ende der Fahnenstange ist damit aber noch nicht erreicht: „Das Ziel lautet, das steirische ESA-Gründerzentrum zur zentralen Anlaufstelle für Gründer in ganz Südosteuropa zu machen“, erklärt Mössler. Dabei kann er auf die Unterstützung der ESA zählen: „Der eingeschlagene Weg am Standort ist ein sehr erfolgreicher. Graz ist das Start-up-Tor in den Osten Europas“, betont Frank Salzgeber, Leiter für Technologietransfers bei der Weltraumagentur ESA.