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Eine Rekordarbeitslosigkeit von zuletzt 64.000 Menschen, weitere 180.000 Menschen in Kurzarbeit – und milliardenschwere Schäden: „Corona“ hat die steirische Wirtschaft ins Wanken gebracht. Geht es nach der WKO Steiermark und den heimischen Betrieben sollen nun zielgerichtete Konjunkturmaßnahmen den Aufwärtstrend einleiten. Vor allem Investitionen in die öffentliche Infrastruktur, Investitionsfreibeträge, Forschungsimpulse und eine Reduktion der Lohnnebenkosten sollen das „Comeback“ der Wirtschaft ermöglichen. 

Drängt auf rasche Konjunkturspritzen: WKO Steiermark-Präsident Josef Herk (WK/Stuhlhofer)
Drängt auf rasche Konjunkturspritzen: WKO Steiermark-Präsident Josef Herk (WK/Stuhlhofer)

13,3 Milliarden Euro überweisen die steirischen Unternehmen pro Jahr an Löhne und Gehälter, weitere 3,9 Milliarden Euro fließen von den Betriebskassen in die Sozialtöpfe. Die Auswirkungen von „Corona“ haben den wirtschaftlichen Fluss allerdings ausgetrocknet: Der Ruf von steirischen Unternehmen nach Konjunkturspritzen ist daher laut wie nie, betont WKO Steiermark-Präsident Josef Herk: „Gerade in Zeiten wie diesen ist uns der Austausch mit unseren Mitgliedern wichtig. Denn die Erfahrung der betrieblichen Praxis zeigt am besten ob eine Maßnahme sinnvoll ist oder nicht. Für ein erfolgreiches Comeback der Wirtschaft braucht es von der Politik jetzt die Umsetzung der von den steirischen Unternehmen geforderten Investitionsanreize und zielgerichtete Maßnahmen“, so Herk, der damit den Nerv der heimischen Betriebe trifft. Unternehmerische Rückendeckung gibt es etwa von Michael Winkelbauer, Geschäftsführer des gleichnamigen oststeirischen Baumaschinenausrüsters: „Es braucht gezielte Impulse und kein Helikoptergeld.“

Freibeträge als Investitionsanreiz

Investitionsfreibetrag zum Wirtschaftscomeback: Michael Winkelbauer (Credit: CS)
Investitionsfreibetrag zum Wirtschaftscomeback: Michael Winkelbauer (Credit: CS)

Für Winkelbauer sei entscheidend, die heimische Wertschöpfung zu forcieren. Zuletzt kolportierte Gutscheine für die gesamte heimische Bevölkerung seien daher aus seiner Sicht nur zielführend, „wenn die gehandelte Produkten nicht aus Fernost kommen, sondern 100 %ige heimische Wertschöpfung haben“, sagt Winkelbauer. Geht es nach dem Geschäftsführer des 120-köpfigen Angerer Betriebs sei hingegen die Einführung von Investitionsfreibeträgen „dringend notwendig, um die Wirtschaft nachhaltig anzukurbeln. Damit könnte ein Anreiz entstehen, verschobene Investitionen doch durchzuführen oder sogar vorzuziehen.“

Zuversicht regiert am Bau

 Fordert EU-weiten Wirtschaftsfahrplan ein: Jürgen Frank, Vertriebsverstand der Breitenfeld Edelstahl (Credit: Breitenfeld)
Fordert EU-weiten Wirtschaftsfahrplan ein: Jürgen Frank, Vertriebsverstand der Breitenfeld Edelstahl (Credit: Breitenfeld)

In ein ähnliches Horn stößt Hans-Peter Zefferer, Geschäftsführer der gleichnamigen Mariazeller Baugruppe (125 Mitarbeiter): „Eine solche Maßnahme würde insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen helfen.“ Eine alleinige Reduktion der Körperschaftssteuer brächte im Vergleich keine nachhaltigen Impulse, meint der Baumeister: „Davon würden in erster Linie Unternehmen profitieren, die das Geld horten. Entscheidend ist aber, das Geld wieder dem Wirtschaftskreislauf zuzuführen.“ Das gilt laut Zefferer auch im privaten Kontext: Daher würde er eine Senkung der Verbrauchersteuern wie zum Beispiel der Umsatzsteuer auf heimische Produkte und Dienstleistungen begrüßen. Die negativen Prognosen für die kommenden Monate kann Zefferer nicht teilen: „Wir sind – nach freiwillig verordnetem Baustopp – nun wieder unter Schutzbestimmungen mit den Baustellen hochgefahren. Wir sind zuversichtlich für die kommenden Monate.“ Unlängst habe man mit der längsten Zipline Niederösterreichs sogar ein 1,65 Millionen Euro schweres Prestigeprojekt finalisiert.

Fordert eine Senkung der Lohnnebenkosten: MFL-Geschäftsführer Herbert Decker (Credit: MFL)
Fordert eine Senkung der Lohnnebenkosten: MFL-Geschäftsführer Herbert Decker (Credit: MFL)

Ruf nach EU-weitem Schulterschluss

Hoffnung herrscht auch im Ennstal: „ Noch lässt sich aus heutiger Sicht nicht seriös prognostizieren, in welchen Umfang sich die Vollbremsung der Wirtschaft tatsächlich auch auf unser Geschäft niederschlägt. Fix ist: Ausgehend von der aktuell verhaltenen Kundennachfrage zeichnet sich ein spürbarer Auftragsrückgang ab. Wir sind zuversichtlich, gestärkt aus dieser Gesundheits- und Wirtschaftskrise hervorzugehen“, betont MFL-Geschäftsführer Herbert Decker. Von einem raschen Wettmachen der finanziellen Verluste könne aber keine Rede sein, daher „braucht es umso mehr kurzfristig staatliche Überbrückungshilfe, die rasch ankommt. An langfristigen Maßnahmen ist nun der Moment, jahrelang diskutierte Schritte wie die Reduktion der Lohnnebenkosten umzusetzen. Vor allem aber dürfen die geplanten und notwendigen Maßnahmen zum Klimaschutz der Corona-Situation nicht zum Opfer fallen, sondern sind gerade jetzt klimafreundliche Konjunkturpakete durch unsere Bundesregierung erforderlich – allen voran  Investitionen in die öffentliche Infrastruktur der Bahn und Investitionsförderungen für die damit verbundenen Industrien“, sagt Decker.

Entlastung der Einkommen: BOOM-Vorstandsmitglied Andreas Schaller(Credit: Foto Fischer)

Ähnlich sieht das  Andreas Schaller, Vorstandsmitglied der BOOM Software mit Sitz in Leibnitz: Er plädiert für „Investitionen vom Staat, insbesondere in die öffentliche Infrastruktur und die zukunftweisende Digitalisierung“. Wenngleich der BOOM-Verantwortliche einräumt, dass für ihn ein rot-weiß-roter Wirtschaftsalleingang zu wenig weit geht: „Als exportorientiertes Unternehmen sind wir stark vom internationalen Außenhandel abhängig. Dementsprechend wäre es für uns wichtig, einem zumindest auf EU-Ebene abgestimmten wirtschaftlichen Fahrplan folgen zu können.“ Auch Breitenfeld Edelstahl AG-Vertriebsvorstand Jürgen Frank pflichtet ihm bei „Die dringend nötige Planungssicherheit können wir nur bekommen, wenn es einen europäischen Schulterschluss gibt.“

Fordert Unterstützung für steirische Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten: Horst Bischof, Vizerektor für Forschung der TU Graz (Credit: Lunghammer/TU Graz)
Fordert Unterstützung für steirische Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten: Horst Bischof, Vizerektor für Forschung der TU Graz (Credit: Lunghammer/TU Graz)

Neue Forschungsinstrumente

Von vielen Seiten der Wirtschaft eingefordert werden auch Impulse in die vielzitierte steirische Innovationskraft: „Schon die Finanzkrise 2008/2009 hat aufgezeigt, dass insbesondere forschungsintensive Unternehmen nach der Krise viel schneller aufholen und weiter wachsen können. Daher ist es wichtig, die steirischen Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten weiter abzusichern und gegebenenfalls neue Instrumente zu schaffen, die sich positiv auf die Konjunktur auswirken“, betont Horst Bischof, Vizerektor der TU Graz.

Beitragsbild: Mariazeller Baumeister Hans-Peter Zefferer (Credit: CS)

 

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