Es ist eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen, wenn Forscher und Ärzte mikroskopische Bilder unter die Lupe nehmen: Geringste Abweichungen entscheiden über den Einsatz von Medikamenten, über die Diagnose von Krankheiten und biologische Gutachten. Eine Innovation aus der Steiermark setzt nun auf künstliches „Hirnschmalz“ statt freiem Auge: Das Jungunternehmen KML Vision hat eine Software entwickelt, mit der Abweichungen auf Bildern blitzschnell erkannt werden – nun ruft der internationale Markt nach dem Programm.
Wenn Forscher und Mediziner Bilder und Scans überprüfen, herrscht oft Uneinigkeit: Zu variabel, zu klein sind die für das Auge erkennbaren Details – und das sogar unter dem Mikroskop. „Die Analyse dieser Bilder ist durch den Menschen mühsam, ungenau, führt zu Fehlern – und kostet damit viel Geld“, erklärt KML Vision-Geschäftsführer Philipp Kainz. Gemeinsam mit seinem Gründer-Kollegen Michael Mayrhofer hat er eine Software entwickelt, die Forschern diese Arbeit abnimmt: „Denn unsere Software erkennt auf Basis von künstlicher Intelligenz selbstständig, wonach gesucht werden soll. Den Labormitarbeitern bleibt so mehr Zeit für die eigentlich wichtigen Tätigkeiten“, betont Mayrhofer. Mit dieser komplexen Logik ausgestattet, kann „Ikosa“, so der Name der Software, blitzschnell etwa Abweichungen im Zellgewebe – oft so groß wie eine Stecknadel auf einem Fußballfeld – identifizieren. In der Pharmaindustrie soll die steirische Innovation etwa dazu beitragen, die Reaktionen auf Wirkstoffe zu überprüfen.
Forschung in Arbeitsplätze
Das macht die heimische Meisterleistung auch international begehrt: So steht KML Vision vor einer Kooperation mit einem der aufstrebendsten deutschen Technologie-Unternehmen. Wer dahinter steckt, bleibt vorerst geheim, der Kooperationspartner liefere „aber weltweit hochtechnologische Mikroskope aus“, sagen die beiden Unternehmer. Die dazugehörige Software zur Bildanalyse soll von KML Vision beigesteuert werden. Und das obwohl „die offizielle Veröffentlichung der „Ikosa“-Plattform erst im Sommer erfolgen soll“, sagt Kainz. Die dafür erforderliche Finanzierung ist bereits gesichert. Was aber noch fehlt, sind die richtigen Mitarbeiter: „Wir sind derzeit händeringend auf der Suche nach Softwareentwicklern“, betonen die Firmenchefs, die den Wachstumskurs des jungen Unternehmens stetig vorantreiben wollen. Unterstützung findet KML Vision dabei in dem von den Grazer Universitäten getragenen Start-Up-Schmiede „Science Park“: „Wir begleiten Jungunternehmen bei der Umsetzung von der Idee bis zum Markteintritt – und darüber hinaus. Und verwandeln Forschung damit in reale Arbeitsplätze“, betont „Science Park“-Geschäftsführer Martin Mössler.