Vom Kleinstunternehmen bis zum Konzern: Inmitten der Corona-Krise setzten steirische Leitbetriebe – unter strengen Schutz- und Hygienemaßnahmen – ihre Produktion und Fertigung fort. Der Tenor: Nur so könne die wirtschaftliche und technologische Lebensgrundlage der Steirer weiterhin gewährleistet werden. Nicht überall herrschen Auftragsrückgänge und Lieferengpässe.
Im oststeirischen Ilz, wo vor wenigen Wochen noch Optimismus herrschte, gibt nun Zurückhaltung den Ton an: Erst vor wenigen Monaten eröffnete 3D-Druckspezialist M&H das neue Kompetenzzentrum für additive Fertigung. Noch fallen dort aktuell 3D-gedruckte Metallbauteile für die internationale Automotive- und Luftfahrt-Industrie sowie den Energiesektor vom Stapel, dennoch kämpft das Kleinunternehmen mit der Aufrechterhaltung der Produktion: „Solange noch Aufträge eingehen, werden wir diese bearbeiten. Dennoch bereiten wir uns verantwortungsbewusst auf den Umgang mit dieser Krisensituation vor – und erwägen Aussetzungsverträge sowie Kurzarbeit“, betont M&H-Geschäftsführer Patrick Herzig. Die Ilzer sind damit nicht alleine: Viele steirische industrielle und industrienahe Betriebe rittern um die Fortführung der Produktion – natürlich unter strenger Einhaltung der Schutz- und Hygienemaßnahmen, wie Herbert Decker, Geschäftsführer der Maschinenfabrik Liezen (MFL), stellvertretend klarstellt. „Selbstverständlich schützen wir unter den größten Anstrengungen die Gesundheit unserer Mitarbeiter. Was unser Team in der aktuellen Situation bewältigt, ist außergewöhnlich und verdient höchsten Respekt. Gleichzeitig muss es für uns aber auch entscheidend sein, unsere Unternehmen, die Arbeitsplätze und unsere gesamte Volkswirtschaft zu schützen.“ Decker gibt allerdings zu bedenken: „Nur wenn wir die Produktion und den Betrieb in unserem Unternehmen so lange wie möglich aufrecht erhalten, können wir einerseits die existenzielle Wirtschaftsgrundlage unserer Mitarbeiter gewähren. Andererseits garantiert die Fortsetzung unserer Produktion beispielsweise die Auslieferung von Komponenten für die Bahnindustrie Versorgungssicherheit in unserem Land.“
Keine Schockstarre
Zur Vorsicht mahnt man auch andernorts: Die 60-köpfige BOOM Software mit Sitz in Leibnitz hat zwar auf Home-Office umgestellt, will den Betrieb aber bestmöglich fortsetzen: „Es wäre ein fataler Fehler, jetzt in Schockstarre zu verfallen und nur die aktuellen Entwicklungen zu beobachten. Denn: Die „Corona“-Krise dauert womöglich nur wenige Wochen an, die potenziell anstehende Wirtschaftskrise könnte uns noch Jahre beschäftigen“, sagt Vorstandsmitglied Andreas Schaller. Auch die vom Unternehmen ausgehende Versorgung führt er ins Treffen: „Unsere auf Instandhaltung und Produktionsprozesse zentrierte Software stellt maßgeblich den Betrieb der internationalen Bahnindustrie sicher.“ Ähnlich die Situation im Grenzgebiet zwischen Turnau und Aflenz, wo CNC-Komponenten von Heldeco die technologische Grundlage für die Stromproduktion sicherstellen: „Als eigentümergeführtes Unternehmen, das sich seit 30 Jahren am Markt bewährt, haben wir zum jetzigen Zeitpunkt auch gar keine andere Alternative als die Produktion fortzusetzen: Zwar setzen wir alle möglichen Maßnahmen zum Schutz unserer Mitarbeiter um, ein Produktionsstopp würde allerdings langfristig unseren Mitarbeitern und vielen Zulieferbetrieben in der Region Mürztal die wirtschaftliche Lebensgrundlage entziehen“, sagt Eigentümer Helmut Dettenweitz.
Ins selbe Horn stößt der Mürztaler Edelstahlverarbeiter Breitenfeld: „Es ist essentiell, unseren Betrieb aufrecht zu erhalten. Dies tun wir nicht nur, um langfristig die wirtschaftliche Lebensgrundlage unserer Mitarbeiter sicherzustellen, sondern auch, um die Lieferkette, die in unserem Umfeld nach wie vor voll intakt sind, einzuhalten“, sagt Vertriebsvorstand Jürgen Frank. Und auch Baumaschinenausrüster Winkelbauer setzt auf die Fortführung des Produktionsbetriebs: „Denn je früher ein Produktionsstopp gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen eintritt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Firmen das nicht überleben“, findet Geschäftsführer Michael Winkelbauer klare Worte. Die Leistungen der Mitarbeiter in diesen Tagen streicht Thomas Krenn, Geschäftsführer der Stahl Judenburg, hervor: „Wir dürfen uns schon jetzt bei unserer Belegschaft für Ihren außerordentlichen Einsatz in dieser außergewöhnlichen Phase bedanken. Was hier geleistet wird, ist bemerkenswert.“